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Windows 365 – die neue Virtualisierungslösung (Teil 1: verändert es die Welt?)

Microsoft verändert mal wieder den Cloudmarkt. Mit dem Erscheinen von Windows 365 gibt es jetzt eine Virtualisierungslösung, die bezahlbar ist (mehr Details dazu später in diesem Artikel), skalierbar und total einfach zu implementieren. In dieser kleinen Serie zeige ich euch, wie man Windows 365 aufsetzt und ausrollt.

Die Blogserie enthält die folgenden Artikel (die Links werden aktualisiert sobald die jeweiligen Artikel erscheinen).

In diesem Artikel behandle ich die folgenden Themen:

Heißt es „Windows 365“ oder „Windows365“?

Windows 10 – Windows 11 – Windows 365 – was ist der Unterschied?

Wie Windows 365 grundsätzlich funktioniert

Windows 365 vs Azure Virtual Desktop (ein oberflächlicher Vergleich)

Lizensierung & Preise für Windows 365

Vergleich von Windows 365 Business und Windows 365 Enterprise

Fazit- ist Windows 365 wirklich ein Gamechanger?

Heißt es „Windows 365“ oder „Windows365“?

Die philosophische Frage kommt ganz am Anfang: Wie schreibt man es denn? In verschiedenen Blogartikeln und Nachrichten habe ich schon die unterschiedlichsten Schreibweisen gesehen. Microsoft schreibt es immer Windows 365 (mit Leerzeichen), nicht „Windows365“. Also ist die Sache klar.

Die offizielle Version ist Windows 365 mit Leerzeichen.

Windows 10 – Windows 11 – Windows 365 – was ist der Unterschied?

Windows 10 kennt man. Es ist seit 29.07.2015 auf dem Markt. Im Gepäck hatte es viele gute neue und stabil laufende Funktionen, leichte Bedienbarkeit, hat alle gängigen Sicherheitsmechanismen (zum damaligen Zeitpunkt) unterstützt und so weiter und so weiter. Es gibt im Netz genug Artikel die sich mit diesem Thema beschäftigen, also spare ich mir das jetzt. Tatsache ist, dass es eines der besten Betriebssysteme ist, die Microsoft jemals heraus gebracht hat. Nicht perfekt, aber wirklich saugut. Das ist heute vor 6 Jahren gewesen. Damals hat Microsoft sinngemäß gesagt „Windows 10 ist [möglicherweise] das letzte Client Betriebssystem aus Redmond“. Im gleichen Atemzug wurde die Art und Weise angepasst wie Windows 10 Updates und Upgrades erhält. Aber wie wir alle wissen ändern sich manchmal Ideen und auch Philosophien. Und jetzt hat Windows 10 einen Nachfolger: Windows 11.

Im Moment ist Windows 11 noch BETA. Das ändert sich aber bis Ende 2021. Wer möchte, kann es sich jetzt schon installieren oder ausrollen um sich damit vertraut zu machen und zu sehen wie es so läuft. In meinem Artikel Windows 11 mit Intune und Endpoint Manager verteilen habe ich kurz zusammengeschrieben wie man Windows 11 mit Hilfe von Intune im Unternehmen jetzt schon ausrollen kann. Ich selber nutze es schon länger und muss sagen: Es ist klasse. Es fühlt sich an wie ein aufgeräumtes und neu strukturiertes Windows 10. Nahezu keine Probleme – for allem wenn man bedenkt dass es sich um eine BETA handelt. Microsoft, das hast du wirklich gut gemacht!

Aber jetzt – was zur Hölle ist denn nun Windows 365? Das ist keine neue Generation von Windows oder etwas anders als das was man schon kennt. Auch kein verkapptes Windows 12 – oder was auch immer manchen Leuten im Kopf herumgeister. Windows 365 ist eine Lizenz. Ein Dienst. Die Lizenz erlaubt es einem (und das ist das was wirklich cool ist), einen Cloud PC zu mieten und zu nutzen. Dieser Cloud PC läuft bei Microsoft auf Basis von Azure und kann zu 100% in die bereits bestehende Cloud Infrastruktur eingegliedert werden. Das ist nicht nur logisch sondern gleichzeitig auch absolut genial! Mit Windows 365 bekommt man einen vollwertigen PC (als VM), der mit Windows 10 oder 11 (ich bin sicher, dass Windows 11 bald zur Verfügung steht) läuft. Das alles für eine monatliche Gebühr. Somit entfällt die Notwendigkeit, dass man immer wieder neue Hardware anschafft und eine größere Menge Geld auf einmal ausgibt.

Ein sehr schöner Artikel mit weiteren Details zum Unterschied ist hier (auf Englisch): What’s The Difference Between Windows 11 and Windows 365 | Petri

Windows 10 -> du magst keine Veränderungen oder hast (ver-)alte(te) Hardware (kein TPM, älter als Intel's 8. Generation), dann ist Windows 10 weiterhin das System der Wahl. Es erhält bis 2025 Updates also gibt es keinen Grund überstürzt einen neuen Rechner zu kaufen.
Windows 11 -> du liebst neues (so wie ich) und hast neuere Harware, dann ist Windows 11 für dich interessant. Es wird bis (mindestens?) 2031 unterstützt.
Windows 365 -> Du hast ein Unternehmen (oder bist für die IT verantwortlich) - oder hast anderweitig einen Office 365 / Microsoft 365 Tenant Business oder Enterprise. Du brauchst die Kontrolle über die Geräte. Du willst leichte VDI-ähnliche Zugriffe gewähren und Fernzugriff anbieten. Dann musst du dir Windows 365 ansehen.

Wie Windows 365 grundsätzlich funktioniert

Windows 365 ist eine Azure VM, die speziell für einen Benutzer provisioniert und auch zugeordnet wird. Dass Windows 365 eine Azure VM ist, versteckt sich in dem Artikel auf Windows 365 Frequently Asked Questions | Microsoft wo Microsoft schreibt:

Ich finde, dass dies total logisch ist, dass Microsoft nicht das Rad neu erfindet. Man nutzt einfach das was man schon hat, was prima funktioniert! Ich glaube aber schon, dass die Windows 365 in speziellen / dedizierten Racks oder Räumen innerhalb der Rechenzentren laufen. Diese Vermutung liegt nahe, da Microsoft sagt, dass man gerade daran arbeitet, neue Kapazitäten bereitzustellen. Diese Aussage legt den Gedankengang nahe, dass Microsoft natürlich auf Azure setzt, aber Windows 365 eine Sonderbehandlung in den Rechenzentren erfährt. Sonst wäre ja aktuell ganz Azure von dem eklatanten Kapazitätsengpass betroffen, ist es aber nicht. Auch später wäre das fatal wenn ein Kapazitätsproblem bei Windows 365 ganz Azure in Mitleidenschaft ziehen würde.

Die Aussagen von Microsoft lassen auch vermuten, dass Windows 365 aus allen Rechenzentren bereitgestellt wird – das wäre natürlich klasse und würde bedeuten, dass VMs in Deutschland, Frankreich, USA und allen anderen Standorten laufen. Bis jetzt habe ich hierzu noch nichts offizielles in den Dokumentationen gefunden, aber da werden sicher noch Infos folgen. Vielleicht finde ich ja auch leicht heraus, wo meine Windows 365 VMs laufen werden – freut euch also auf die nächsten Artikel in dieser Serie.

Die Tatsache, dass die VMs in Azure laufen, ist grundsätzlich positiv zu werten. Nicht nur weil Azure der Inbegriff von Cloudtechnologie ist, Hochverfügbvarkeit by design dabei ist … und den Rest des Marketing-bla-bla’s erspare ich euch. Das wirklich coole ist, dass Microsoft ja eigene Hardware für Azure baut (ok nicht selber baut, eher bauen lässt). Das bedeutet wiederum: Höchste Effizienz und effiziente Ressourcenausnutzung der Hardware. Das bedeutet dann weitergedacht: Mit kleiner dimensionierter Hardware hat man verhältnismäßig bessere Leistung als wenn man sich Hardware mit der gleichen Ausstattung kauft. Das wiederum drückt die Kosten. Und gut für die Umwelt ist es auch (Effizienz bei der Ressourcennutzung!)

Windows 365 setzt auf Azure, damit es super und sauber läuft.

Windows 365 vs Azure Virtual Desktop (ein oberflächlicher Vergleich)

Sehr viele Firmen setzen bereits auf Azure Virtual Desktop und kommen nun vielleicht auf die Idee „Hey cool, da kann ich meinen Virtual Desktop jetzt abschalten und alles durch Windows 365 ersetzen!„. Die Antwort hierauf lautet: NEIN. Azure Virtual Desktop ist eine komplette skalierbare VDI Umgebung – Windows 365 ist ein einfacher Cloud PC. Also nicht nur etwas ganz anderes, sondern einfach das komplette Gegenteil. Die einfache Beschreibung: Mit AVD / VDI hat man mehrere Hosts – ein Benutzer kann zwischen den Hosts hin- und her geschaltet werden. Die Hosts sind in Pools zusammengefasst. Man muss aufpassen, dass man nur VDI-fähige Anwendungen bereitstellt. Wenn ein Host ausfällt, dann werden die Benutzer auf einen anderen Host umgeschaltet.

Mit Windows 365 geht das nicht. Fällt der PC aus, dann hat man Pech. Genauso wie mit der Hardware zu Hause. Es ist halt auch nur ein PC. Keine Hochverfügbarkeit, kein Pool. Nur ein PC. Man muss für alle Daten ein Backup haben und sich selber darum kümmern. Oder besser: Online arbeiten und alles in der Cloud speichern, damit es im Falle eines lokalen Crashs nicht zu Datenverlust kommt. Falls man den Cloud PC selber hinrichtet, dann muss man ihn zurücksetzen. Dann fängt man wieder mit einem frischen Windows an – exakt so wie es auch auf einem Heim-PC ist wenn man Windows zurücksetzt oder neu installiert.

Windows 365 und AVD haben gemeinsam dass sie mit Windows 10 (später 11) Professional / Enterprise (abhängig von der Lizenz) auf Azure laufen. Hat man wirklich nur 1 VM in AVD, dann kann man tatsächllch über einen Wechsel nachdenken, denn dann wird Windows 365 auch billiger sein. Denn es gibt noch einen wichtigen Faktor: Man braucht keine intelligenten Hoch- und Herunterfahr-Automatismen in Form von Scripten, um die Kosten für laufende (nichts-tuende) VMs niedrig zu halten. Windows 365 kann 24×7 an 365 Tagen im Jahr laufen und der Preis bleibt immer gleich.

Windows 365 ist kein AVD Ersatz. Man kann gut beides in friedlicher Koexistenz parallel laufen lassen - abhängig vom Einsatzszenario.

Lizensierung & Preise für Windows 365

Die Kosten hängen von der Größe der VM ab, die man bestellt. Das ist nichts ungewöhnliches, sondern ein übliches Geschäftsmodell. Im Hardwarehandel ist es ja auch ein Unterschied ob man sich einen Intel Core i3, 4GB RAM, integrierte Grafik und 64 GB Festplatte kauft oder einen Spieler-PC mit Core i7, 16 GB RAM, 2TB SSD und einer aktuellen Grafikkarte. Eben dieses Prinzip gilt auch bei Windows 365. Hier kommt aber hinzu, dass es eine Option namens hybrid benefit gibt. Jeder PC, der sich mit Windows 365 verbindet und mit Windows 10 (11?) Professional läuft, darf dies nutzen. Kommt man in den Genuß dieses Angebots, dann erhält man 16% Preisnachlass. Die Preisliste zum Erscheinungsdatum von Windows 365 ist die folgende:

Mit hybrid benefit ändern sich die Preise:

Windows 365 Enterprise hat dieselben Preise wie Windows 365 Business mit hybrid benefit (da Microsoft davon ausgeht, dass große Unternehmen immer mindestens auf Windows 10/11 Editionen Pro oder höher setzen):

PCs mit besserer Grafikkarte werden folgen – irgendwann. Die obigen Screenshots sind aus dem Admin Center – im Bereich Billing, wo man Lizenzen erwerben kann. Jetzt ist der erste Gedanke vielleicht: „Wow, das ist ganz schön teuer„. Also lasst uns mal nachrechnen. Ein PC mit 2 CPUs, 4GB RAM und 128 GB Festplatte reicht für die tägliche Büroarbeit, um eineige Daten lokal zu speichern, remote Arbeit und Teams Telefonie gemäß der Microsoft Beschreibung auf Windows 365 Business sizing options – Microsoft 365 admin | Microsoft Docs. Ohne hybrid benefit kostet die VM pro Monat 31,90€.

31,90 * 12 = 382,80 € pro Jahr.

Der normale Lebenszyklus für Hardware in Unternehmen ist 3 Jahre.

382,80 * 3 = 1.148,40 € für 3 Jahre.

Diesen Preis muss man jetzt mit einem BUSINESS Gerät vergleichen, welches ein Unternehmen kauft. Ich habe Business absichtlich komplett in Großbuchstaben geschrieben, weil ich schon sooft in Foren die üblichen Trolle habe schreiben sehen „Ich kaufe keinen Laptop für maximal 500€!„. Das mag schon stimmen, aber ein Unternehmen kauft andere Hardware als ein Privatnutzer. Ein Privat-PC hat oft nicht die Ausstattung, die ein Unternehmen benötigt. Also wenn man Vergleiche anstellt, dann sollte man auch gescheit vergleichen – und fair. Ein Business Laptop kostet üblicherweise ab ungefähr 1.000€ wenn er nichts besonderes ist. Außer natürlich man hat einen super Deal mit seinem Hardwarelieferanten und entsprechend hohe Abnahmemengen.

Dazu kommt, dass man bei Windows 365 keine Stromkosten zahlt und geringe interne Kosten für die Installation hat. Man konfiguriert alles über Intune Policies. Also ist man schneller. Und was man genausowenig vergessen darf: Eine eigene Virtualisierungslösung kostet Geld, muss gewartet wreden, VMs mussen erstellt werden, im Backup integriert und so weiter. Mit Windows 365 muss man sich um alle diese Themen keine Gedanken machen (wenn man es richtig macht!). Dies alles sind Argumente mit denen jedes Unternehmen für sich bewerten muss, ob Windows 365 finanziell interessant ist.

Zu guter Letzt muss gesagt werden, dass man die Hardware der VM anpassen kann – ist die VM ständig am Limit kann man hochskalieren. Langweilt sich die VM nur, kann man herunterskalieren. Die Kosten sind also absolut planbar!

Windows 365 sieht auf den ersten Blick teuer aus, aber führt man eine ehrliche Berechnung durch, dann wird man feststellen, dass es nicht teurer ist als andere Hardware oder Kosten die man hat.
Egal wie man es dreht, ist Windows 365 nicht für den Privatgebrauch gedacht, sondern ausschließlich für Unternehmen!

Vergleich von Windows 365 Business und Windows 365 Enterprise

Warum gibt es 2 Editionen von Windows 365? Einfache Frage – die Antwort ist die gleiche wie bei der Lizensierung. Das eine ist für schnelle und einfache Bereitstellung gemacht, das andere ist für mehr Kontrolle (die sich große Unternehmen wünschen). Ratet mal (vom Namen her), welche Lizenz für was ist.

Windows 365 ist in 5 Minuten aufgesetzt – das beweise ich euch im nächsten Artikel. Windows 365 Enterprise benötigt mehr Vorarbeit. Mehr Details dazu gibt es im Artikel, der sich mit Windows 365 Enterprise im Detail beschäftigt.

Wichtig zu wissen: Windows 365 Business ist auf 300 Lizenzen gedeckelt! Also das gleiche wie mit Microsoft 365 Business Lizenzen. Man kann nur 300 Stück davon kaufen. 301 geht nicht. Benötigt man mehr Lizenzen, dann muss man auf Enterprise Lizenzen umstellen (die dann auch noch weitere Funktionen haben).

Mehr Details gibt es auf der offiziellen Windows 365 Webseite: Windows 365 Cloud PC | Microsoft.

Windows 365 Business ist für kleine Unternehmen gedacht. Windows 365 Enterprise hingegen für große Infrastrukturen.

Zusammenfassung – verändert Windows 365 wirklich die Welt?

Der Artikel ist nun schon länger geworden als gedacht bzw geplant. Aber ich habe einfach mal alle wichtigen grundsätzlichen Fakten gesammelt und heruntergeschrieben. Alle diese Sachen muss man verinnerlicht haben. Die Eingangsfrage „verändert Windows 365 die Welt?“ ist noch nicht beantwortet, das ist auch noch nicht möglich. Das versuche ich nochmal im letzten Artikel dieser Serie zu beantworten. Stand jetzt lautet die Zusammenfassung; Windows 365 hat das Potential die Welt zu verändern, aber die Details des Dienstes werden zeigen, ob es das wirklich schaffen kann.

Wenn es noch etwas gibt, was ihr besprechen möchtet oder sehen möchtet (z.B. Windows 365 in Aktion) – oder Fragen zum Kauf habt oder was auch immer – dann kontaktiert mich! Die nächsten Artikel in dieser Serie werden zeitnah folgen 😉

Published by Andreas

Gründer von M365 Evangelists Cloud-Architekt, Strategieberater, Consultant für Microsoft Technologien Graph API Enthusiast, PowerShell Enthusiast